Presseartikel über das LJAO-NRW vom 28.10.2003 (Quelle unbekannt):
Aufgeheiztes Spiel mit Feuer – con Brio
Landesjugendorchester und Bigband brillieren im Everding-Saal
von Manfred Stanka
Grünwald – Das Landesjugend-Akkordeon-Orchester Nordrhein-Westfalen hat es bei einer Konzert-Matinee im Grünwalder August-Everdings-Saal allen Skeptikern wieder einmal gezeigt: Auch die Harmonika kann durchaus primadonnenhaftes Feuer entfalten, ist absolut konzerttauglich und entfaltet im orchestralen Zusammenspiel ungeahnte Finessen.
Es kommt nur auf das passende Arrangement an, eine atemberaubende Spieltechnik und Musiker, die mit Tönen jonglieren können – und dies mit Lust und Freude. Da klingt dann selbst Giacchino Rossinis quirlige Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“ noch eine Spur aufgeheizter, als man es von mit Brio wahrlich nicht geizenden Orchestern gewohnt ist. Dröhnt dann noch mit tadellosem Einsatz ein Paukengewitter dazu, dann könnte der Zuhörer glauben – der es natürlich besser weiß -, das musikalische Furioso stamme direkt aus des italienischen Meisters Opern-Werkstatt. Die 35 jungen Musiker lassen die Funken nur so sprühen! Wie um zu beweisen, dass die Handharmonika fast alles kann, und sie auch (fast) alles leisten können. Voraussetzung: Die Instrumente befinden sich in den Händen eines Klasse-Orchesters, das sich Großteils aus Preisträgern internationaler Musikwettbewerbe zusammensetzt und bereits über eine souveräne Tournee-Erfahrung verfügt. Eine der nächsten Stationen wird 2004 China sein, und auf die Resonanz fernöstlicher Ohren aufs Duett zarter Bambusflöten mit draufgängerischem Akkordeonspiel kann man gespannt sein.
Immerhin, exotische Einschübe leisteten sich die Gäste schon jetzt mit „A legend from Yao“, wohl als musikalisches Charakterporträt konzipiert vom Komponisten Mao Yuan. Poetisches Sentiment umgaukelte den „Tanz der Rosenmädchen“ aus Avram Chatchaturjans Ballett „Gayaneh“.
Tänzerische Eleganz an den Tag gelegt
Nicht auf avantgardistische Experimente legte es die Bigband der Grünwalder Musikschule an. Unter der anfeuernden Leistung von Veronika Jovanovic zelebrieren die Jazzer Big-Sound, ohne diesen in die Nostalgie-Ecke zu verbannen. Ihr Spiel besitzt auch bei den legendären Oldies von Glenn Miller jenen zündenden Funken, der auch bei den Bearbeitungen von einem Santana-Hit oder einem Frank-Sinatra-Evergreen zündet. Die Soli von Isabell (Schlagzeug), Klaus (Trompete) und Werner (Klavier) sind bravourös, und gegen Leaderin Veronikas Posaunen-Power ist sowieso nichts einzuwenden. Da ist man hin und weg – wie so oft in den vergangenen Jahren, als die Lady und ihre Band so manch müde vor sich hin schnaufende Veranstaltung rechtzeitig noch aufpeppten. Die Buben und Mädchen legen in ihrem Spiel eine fast tänzerische Eleganz an den Tag und halten dank Einfallsreichtum und gestalterischer Fantasie den Vergleich mit manch namhafterer Formation aus. Ein Grünwalder Sonntagmittag, der das frühe Aufstehen lohnte.